Excerpt from Massurrealism: A Dossier (Novus Haus, 2004) :"...Massurrealismus ist die Verwirklichung einer Suche, die den fruchtbaren
Boden erkundet, der sowohl Realität als auch Phantasie umfasst - das
Bewusstsein und das Unterbewusstsein. Im Massurrealismus verbinden die Künstler Abbildungen aus der äußeren Welt (der Masse) und der inneren Welt (dem Surrealen). Massurrealismus bringt auf diese Art ungleiche Seiten unseres Lebens in direkte Verbindung und setzt persönliche Symbole und Bilder der Massenkultur nebeneinander, wobei die Konflikte selbst oft kombiniert werden, das schwere, hämmernde Pulsieren einer vorwärtsstürmenden Lokomotive (Massentransport) und die weiche, schmiegsame Form einer Frau, die davonschwimmt; die modische Kultiviertheit eines Cocktails mit der einfachen Unschuld eines neugierigen Goldfisches. Wir könnten fragen, was ist echt? Was existiert in der Phantasie?
Definition des Massurrealismus
Diese neuen Bilder bieten einen Einblick in ein universelles Hologramm; eine Ansicht, die auf etwas hinweist, das über einfache Bilder hinausgeht; eine Vision, die vielleicht nichts erklärt aber andererseits alles erklären könnte. Als solches strebt der Massurrealismus nach dem, was vielleicht der endgültige Realismus ist. Zuerst gibt es die Vorstellung vonMasse, Fernsehen, Werbung und dem Internet hin zu den Erzeugnissen der Massenproduktion - Wecker, Autos, Eisenbahnen, Düsenflugzeuge usw., von Massenkultur - Getränkedosen, Cocktails, Wasserbälle, Schwimmbäder usw. - zur unerklärlichen Masse der Teilchenphysik, Energie und der Einheit des
Universums. Wie Rembrandt stürzt der Massurrealist den Zuschauer in die
Details des täglichen Lebens. Wie Van Gogh drückt er die Energie und Kraft des
Lichtes aus, die schimmernde Realität von Objekten, und zeigt wie Warhol die
Wirklichkeit der Gattungsobjekte selbst. Das Surreale hat seine Wurzeln in
vielen Quellen - von Träumen und Einblicken, Hoffnungen und Ängsten,
Sehnsüchten, halberklärten Begierden und anderen unterbewussten
Mysterien. Trotzdem ist es auch surreal, denn was zurückbleibt, ist unsere indi-
viduelle Erinnerung, unsere eigene Interpretation dieser Realität.
Hier wird es interessant, bei den verschiedenen Persönlichkeiten und Techniken
jedes Künstlers. Waren Andrew Wyeth, Edward Hopper und Thomas Eakins
bloße Realisten? Oder können wir noch etwas anderes als Realität finden in
der Sterilität einer einzelnen Frau auf einem Feld oder der schwelenden
Sexualität eines Mannes und seiner Sekretärin in einem kleinen Büro oder den
lebendigen Glanzpunkten und tiefen Schatten von Ruderern auf dem Schuylkill
etwas aus der Erinnerung oder aus Träumen, etwas Surreales?
Das Surreale ist die visuelle Schilderung unseres Unterbewusstseins. Es ist die
kreative Kraft, die Intuition, das Autonome. Es ist unsere Phantasie. Realität ist
das, was jetzt geschieht. Es ist das, worauf man sich nur jetzt einigen kann.
Heute haben diese beiden Schubkräfte - das Äußere und das Innere - begon-
nen, noch heftiger in unseren Verstand einzudringen. Musik auf den Straßen
wird lauter, die zerbrochenen Bierflaschen und Verpackungen von Burger
King aufdringlicher. Dennoch stehen diesem Schreien und diesem Chaos auch
Ruhe und Ordnung gegenüber - Mozart und Bix Biederbecke sind jederzeit
verfügbar. Ein friedlicher Sonnenuntergang oder das stille Wasser eines Sees
sind nur wenige Schritte entfernt. Alle werden wir angezogen und gleichzeit-
ig erschreckt von diesen Anfängen einer globalen Kultur, von neuen
Erkenntnissen über die Universen, groß und klein, die Fragen über unseren
Platz darin. Es gibt eine neue unvermeidliche Entfaltung von Spiritualität im
Inneren. Ein kollektives Bewusstsein von globalem Erwachen. Dies sind alles
Ideen und Realitäten, die der Massurrealismus konfrontiert, anspricht und
einschließt. Das Aufsteigen des Unterbewusstseins an die Oberfläche.
Die Kunstgeschichte, die zum Massurrealismus führt
Vielleicht können wir besser verstehen, was Massurrealismus eigentlich ist,
indem wir betrachten, was diesem voranging, und wie es in den total verrück-
ten Strom von Ideen und Bildern passt, die heute das Erbe von jedem von uns
bilden. Es ist eine vielfältige und weitreichende Chronik, doch eine, die wir nur
allzu oft als selbstverständlich ansehen. Diese Aussage schließt solche unter-
schiedlichen Genies wie Van Gogh und Michaelangelo, Ingres und Warhol,
Courbet und Dali ein. Denn auf vielfältige Weise sind wir deren Erben. Wir fol-
gen den Pfaden, die sie und Tausende andere uns eröffnet haben. ..."